Zweitausendundvier

15,00

Album CD, 2004, Deaf Shepherd/Indigo

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Beschreibung

Musik zu beschreiben erscheint manchmal als auswegloser Versuch, das Unfassbare in Worte zu hüllen.

So geht es mir an diesem Nachmittag. Die neueste Infamis CD “Zweitausendvier” läuft, draußen ist ein warmer, sonniger Tag in Nordkalifornien. Die Eukalyptusbäume wiegen sich leicht im Wind. Die Bewegungen der stolz aufgerichteten Bäume könnten der Taktschlag zu einigen der Songs sein. Schwermütig, traurig, voller Fernweh erklingt da ein Banjo, eine Western Guitar umrahmt die Eintönigkeit, das Schlagzeug unterstreicht ganz fein die innige Atmosphäre. Eine leicht vernuschelte Stimme singt vom “Hofgang”. Infamis legen hier ihr jüngstes und bislang bestes Album vor. So vielseitig, so tief, so in sich stimmig waren die Berliner noch nie.

Ihre letzte CD “Alte Nacht” war ein Neuanfang für die Band, zum ersten mal wurden deutsche Texte für die Musik gewählt. Was mir anfangs etwas quer runterging, entpuppte sich als eine wunderbare Platte, die heute zu meinen absoluten Lieblingsscheiben gehört. Infamis entwickelten sich mit der Entscheidung für deutsche Texte auch musikalisch weiter. Die Musik lag fortan irgendwo zwischen den Folk- und Western Roots eines Johnny Cash und der Melancholie des jungen Nick Cave.

Und nun “Zweitausendvier”, ein enormer Schritt für Infamis, eine Weiterentwicklung, ein neues Kapitel auf der mit “Alte Nacht” begonnenen Reise. Jeder Song ist eine kleine Geschichte für sich, teils sehr poetisch, teils wie ein Drehbuch eines imaginären Filmes. Infamis sollte man nicht einfach nebenbei hören, man muß sich Zeit nehmen, hinhören und die ganze emotionale Soundbreite dieser – in meinen Ohren – einzigartigen Band be- und ergreifen. Wenn ich Infamis höre, denke ich an solche monumentalen Filme wie “Spiel mir das Lied vom Tod”. “Zweitausendvier” könnte rein vom Gefühl her der Soundtrack für diesen Film sein. Die Vielfalt der Instrumente, die verschiedenen Emotionen, die damit verbunden sind und dazu die teils sehr nahegehenden Texte, lassen ein Gesamtbild entstehen, das den Hörer fordert und ergreift und im Augeblick schwelgen läßt. Banjo, Trompete, Geige neben den verschiedensten Gitarren kreieren ein bewegendes Hörereignis. Absolute Höhepunkte sind für mich “Hofgang” und “Apologies”, der einzige englischsprachige Titel, auf diesem 12 Songs umfassenden Album.

In einem Zeitalter des Plastikpops und der gehypten Superstars spielt hier endlich wieder eine Band mit Herz und Seele, mit Hand und Fuß, ihre eigenen Songs. “Zweitausendvier” ist ein Album, bei dem man wieder Hoffnung schöpfen kann. Hoffnung, auf eine Neuorientierung in der deutschen Musikszene.

Und nun sitze ich da und lese meinen Versuch durch, die Musik von Infamis in Worte zu fassen. Ich bin kläglich gescheitert, denn ihre Songs sprechen eine Gefühlsebene an, die man kaum beschreiben kann, die sehr persönlich ist, die man erleben muß. Deshalb kann ich nur empfehlen, selbst in die fantastische Soundlandschaft von Infamis einzutauchen. A. Peltner/Radio Goethe