Im Westen der Himmel (CD)

15,00

CD, 2013, Wenders Music

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Beschreibung

Seit kurz vor dem Mauerfall gibt es Infamis aus dem Großraum Berlin bereits. Damals noch eine der ostdeutschen Punkbands. Seit 1994 veröffentlicht die Band Alben. Zunächst noch auf Englisch. Sechs Jahre später dann die erste deutschsprachige CD. Und 2004 die bisher letzte. „Im Westen der Himmel“ heißt das neue Album des Quartetts. Gut Ding will eben Weile haben, weiß auch Rene Schwettge, der Sänger der Band.

„Wir haben angefangen, 2008 die Platte in Dänemark aufzunehmen. Und dann durch viele verschiedene andere Stationen noch haben wir zusätzliche Aufnahmen gemacht. Dann hat unser Leib- und Magentechniker, mit dem wir die ganze Sache produziert haben, einen Herzinfarkt gehabt und dann verzögerte sich das alles. Und dann sind wir auch ziemliche Friemler was den Sound anbelangt. Und haben sehr, sehr lange rumgedoktert an dem Zeug.“

Im Januar 2008 wurde auch der Filmemacher Wim Wenders auf Infamis aufmerksam. Und bestellte in der Folge alle erhältlichen Aufnahmen von deren Webseite. Der Anfang einer wunderbaren Zusammenarbeit.

„Er hat wahrhaftig alles bestellt und auch wahrhaftig alles bezahlt. Vorkasse. Und ich dachte nicht, dass daraus irgendwann noch mal irgendwas wird. Aber es war dann tatsächlich so, er meldete sich tatsächlich noch mal und sagte: Ja, wollen wir uns nicht mal treffen und irgendwann hatten wir diese fertige Platte und uns kam in den Sinn: Mein Gott, der Mann hat ein Label und wir haben keins. Und wir haben eine fertige Platte, also fragen wir ihn doch einfach mal ganz vorsichtig.“ Vermutlich bemerkte auch Wim Wenders, auf dessen Plattenlabel „Im Westen der Himmel“ erschienen ist, den cinematografischen Breitwandsound der Band. Fast wie eine grau-sepia-farbige Filmmusik eines eher trostlosen Westernklassikers. – Ja, Western.

Denn genau das ist das Thema von Infamis. Aber keinesfalls Schönwetter-Countrymusik á la „Truck Stop“ und Co. Sondern eher die knallharte und schonunglose Eintönigkeit des Lebens eines Revolverhelden auf der Flucht. Dazu passend der Bandname „Infamis“ – lateinisch für „berüchtigt“. „Die Einflüsse sind vielfältig, sind sehr weit gefächert. Es ist aber sicherlich nicht zu überhören, dass wir doch viel Düsterkram hören aus der Ecke Cave und Cohen und Cash. Und so weiter.“ Wir hören außerdem: Psychedelic Rock der 70ies, gepaart mit dem depressiven Gesang der Hamburger Schule. Calexico-Gebläse mit hymnischen, fast pastoralen Satz-Gesängen. Tito & Tarantula Dramatik, bei der sich rasiermesserscharfe Drums mit erlösenden Gitarrensoli duellieren, während der Bass weiter auf den Amboss hämmert und treibt. Von Höhepunkt zu Höhepunkt. In vier Akten und zwölf Songs. Sowie einem Nachspiel in zwei Sätzen. Einem spannungsgeladenen, musikalischen Konzept folgend.

Rene Schwettge und seine drei Mitstreiter sind alle zwischen 40 und 50 und wissen genau, was sie tun. Sie leben nicht von ihrer Musik und sind in der Folge auch erst zufrieden, wenn auch wirklich alles bis auf das I-Tüpfelchen stimmt. Natürlich machen sie sich dabei viele Stereotypen der Westernromantik zu Eigen, geben ihnen aber den typischen düsteren Infamis-Dreh. „Wir sind da große Freunde von diesem Wild-West-Kram. Und es sind einfach starke Bilder, die man da benutzen kann. Und die Geschichte dieses Wilden Westens ist ja so jung, dass er ja immer gegenwärtig ist. Und es gibt so viele Western, die man sich ankucken kann. Und es ist ja auch immer so ein schönes Bild. So ein bisschen Prärie, so ein bisschen Wüste, ein bisschen einsamer Reiter.“ Mit unglaublicher Liebe zum Detail. So lohnt es sich also, im Internet nach den Videos von Infamis zu suchen. Die anstehende Tour im Oktober findet in ausgesucht schönen Kinosälen statt.

Und die neue CD „Im Westen der Himmel“ erscheint in einem hochwertigen, mehrseitigen Hardcover-Booklet. Wirklich alles ist bis zum letzten Pinselstrich durchdacht und macht das Album zu einem Must-Have für Musikfreunde. „Unser Drummer, der hat wirklich sich für dieses Cover und die Sauklaue … das ist die Handschrift von Billy The Kid. Die hat er sich raufgedrückt. Es gibt nämlich ein paar Schriftstücke, die Billy The Kid so unterschrieben hat und wo er so im Gefängnis war und die haben wir irgendwie eingesehen. Und in dieser Handschrift ist das verfasst.“ Andreas Zimmer